Autor Belzner, Emil rororo #95
  Deutschland
Titel Der Safranfresser
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 95
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 11/1953
 
230 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1953 (EA)
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Der am 13. Juni 1901 in Bruchsal/Baden geborene Dichter und Journalist Emil Belzner wurde zunächst mit seinen beiden, von Oskar Loerke gerühmten Versepen "Die Hörner des Potiphar" (1924) und "Iwan, der Pelzhändler oder Die Melancholie der Liebe" (1928) bekannt. Seinen ersten, vieldiskutierten Roman, das zeitkritisch-analytische Werk "Marschieren, nicht träumen!", in dem sich der Dichter mit dem Kriegserlebnis auseinandersetzte, veröffentlichte er 1931. Im verhängnisvollen Jahr 1933 erschien seine schöne Legende "Kolumbus vor der Landung", in der der große Entdecker unmittelbar vor der Landung im vermeintlichen Indien visionär noch einmal die entscheidenden Phasen seines Lebens an sich vorbeiziehen sieht. Der ewig-menschliche Zwiespalt zwischen Macht und Liebe, den diese Dichtung abwandelt, ließ sie bald zu einem heimlichen Trostbuch der Zeit werden. Von verwandter Problematik ist der acht Jahre später erschienene historische Roman "Ich bin der König", in dem James Monmouth, um seine Thronrechte gegen den Oheim Jakob II. kämpfend und rebellierend, unter dem Beil des Henkers endet. Mit der Verleihung des von führenden west- und ostdeutschen Verlagen gestifteten Heinrich-Heine-Preises, der vorläufig letzten gesamtdeutschen kulturellen Kundgebung, erfuhr der Dichter 1949 die verdiente Ehrung. Emil Belzner lebt seit 1945 als stellvertretender Chefredakteur der "Rhein-Neckar-Zeitung" in Heidelberg und ist einer unserer lebendigsten Kulturpolitiker.
   Sein hier erstmalig vorgelegter neuer Roman ist die Liebesgeschichte des Safranfressers Staccio und seiner kleinen Freundin Brina, die Emil Belzner vor dem Hintergrund des Erdbebens von Messina und einer untergehenden Welt mit bezwingend dichterischer Fülle, in der sich Satire mit versöhnlichem Humor mischt, entfaltet. Über die Entstehung des Romans befragt, erklärte der Dichter: "Dreimal wurde ich an diesen Stoff erinnert. Zum erstenmal nach den Weihnachtsferien im Jahre 1909, als uns die Lehrerin von dem furchtbaren Erdbeben von Messina erzählte, das sich zwischen Weihnachten und Neujahr, während wir mit Zinnsoldaten spielten und Laubsägearbeiten machten, ereignet habe. Zum zweitenmal durch Eisenhowers Buch "Kreuzzug in Europa", in dem er Messina erwähnte als "einen Ort, den wir möglichst frühzeitig nehmen wollten". Messina war 1943, am 13. Juni, meinem Geburtstag, bombardiert worden, und ich dachte bei der Lektüre dieser Stelle: Das ist ein dämonisches Geschenk an die Phantasie! Zum drittenmal wurde ich an den Stoff gemahnt, als wir in Heidelberg am 24. Februar 1952 ein kleineres, stoßartiges Erdbeben erlebten. Aber über reale Vorgänge und ihren Einfluß auf Intuitionen der Dichtung läßt sich schwerlich Verläßliches sagen." - Zweifellos aber sind in diesem Werk alle Elemente von Belzners aus Wissen und Mitfühlen geborener Erzählkunst vereinigt in dem großartigen Bild einer Zeitwende und ihrer Menschen.