Autor Conrad, Joseph rororo #135
  Polen
Titel Taifun
  Typhoon
Übersetzung Eckert, Elise
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
rororo Taschenbuch Ausgabe 135
  Bereits 12/1946 als RORORO im Zeitungsformat veröffentlicht
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 01/1955
88. Tsd. 01/1961
 
150 Seiten
dt. Erstausgabe Stuttgart: Speemann, 1908
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Joseph Conrad alias Teodor Jozef Konrad Korzeniowski wurde am 3. Dezember 1857 in Bordiczew/Ukraine geboren. Sein Vater, ein polnischer Nationalist, wurde 1863 nach Vologda in Nordrußland verbannt. Dort starb nach zwei Jahren Conrads Mutter. Fünf Jahre später war die Gesundheit des Vaters so gefährdet, daß man ihn mit dem Sohn nach Krakau zurückschickte. Dieses schwere Jugenderleben löst Conrad von Heimat, Volk und Muttersprache. Der Sohn landsässiger Grundherren drängte zum Meere. Conrad begann 18J4 in Marseille seine Seelaufbahn. Als 20jähriger betrat er englischen Boden und befuhr von nun an zwölf Jahre lang auf englischen Schiffen die Meere des Fernen Ostens. Als Kapitän eines Flußdampfers an den Stanley-Fällen wurde er fieberkrank, die Anfangskapitel seines berühmten Erstlingsromans "Almayers Wahn" mit sich führend, zur Küste geschafft. Alle Versuche, die Gesundheit auf See wiederzufinden, blieben erfolglos. 1893, von seiner letzten Reise aus Australien zurückkehrend, legte er sein Erstlingswerk einem ihm unbekannten, literaturkundigen Passagier vor, dem die Welt viel verdankt. Von nun an schrieb dieser Nachfahre polnischer Freiheitskämpfer sein gewaltiges Lebenswerk, dem die Unsterblichkeit gewiß ist und das er einem harten, notvollen Leben abzwang, in englischer Sprache, die er bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr nicht beherrschte. Er wurde einer der hervorragendsten Stilisten und bahnbrechend für die moderne angelsächsische Romanform. In atmosphärisch erfüllten Landschafisbildern ozeanischer Weite wie in der Verfolgung seltsamer Schicksale verbindet er höchst eigenartig den Realismus bitterer seemännischer Erfahrung mit der Romantik der Ferne. Geheimnisvoll und unerforschlich wie der "Spiegel der See" sind auch seine Menschen, die fast immer ein tragisches Schicksal von innen her zu überwinden suchen. Zu seinen Hauptwerken zählen die See-Romane "Der Verdammte der Inseln" (1896), "Der Nigger vom Narzissus" (1897), "Lord Jim" (1900) und der in den Silberminen Mittelamerikas spielende "Nostromo" (1904). Aber erst 1914 gewann sich der Dichter mit seinem Werk "Spiel des Zufalls" einen größeren Leserkreis, wiewohl er nie richtig volkstümlich wurde. In der "Schattenlinie" (1915) schildert er mit autobiographischen Zügen sein erstes Kommando als Kapitän eines Segelschiffes, dessen Mannschaft fieberkrank unter Deck liegt.
   Der hier wieder vorliegende kürzere Roman "Taifun" erzählt die Geschichte eines verschlossenen, aber unverzagten Kapitäns, der im Chinesischen Meer, gegen seine meuternde Mannschaft dem Taifun trotzend, in eine Orkankatastrophe gerät, die Naturgewalten aber mannhaft überwindet.
   Ab 1895 lebte Conrad zurückgezogen und fast kärglich, von Freunden unterstützt, bis ihm der schriftstellerische Erfolg, dessen Weg ihm Galsworthy ebnete, die Existenz sicherte, in Bishopsbourne/Kent, wo er am 3. August 1924 starb, der englischen Dichtung ein Erbe hinterlassend, wie es vor ihm, dem Polen, kaum ein Angelsachse seiner Heimat zu schenken vermochte.