Autor Gide, André rororo #208
  Frankreich | Nobelpreis 1947
Titel Die Falschmünzer
  Les faux-monnayeurs
Übersetzung Hardekopf, Ferdinand
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 208
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 01/1957
123. Tsd. 1963
 
269 Seiten
dt. Erstausgabe Stuttgart: DVA, 1928
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Mit dem Tode Andre Gides am 19. Februar 1951 verlor die moderne französische Literatur eine widerspruchsvolle, aber überragende Persönlichkeit. Auf der Höhe seines Ruhmes hatte man Gide 1947 den Nobelpreis verliehen. Der "kühne Experimentator auf dem Gebiet des Romans, Bekenner und Moralist von Geblüt", als den ihn Thomas Mann in einem Nachruf ehrte, wurde am 22. November 1869 als Sohn eines Hochschulprofessors in Paris geboren, verlor mit elf Jahren den Vater und war von der Mutter strenggläubig erzogen worden. Sein 1891 auf eigene Kosten gedrucktes Jugendwerk "Les Cahiers d'Andre Walter" und ein 1892 erschienener Band Gedichte erschlossen ihm den Salon Mallarmes und damit die Kreise der Symbolisten. Auf einer zweijährigen Nordafrikareise machte er die für ihn schicksalhafte Bekanntschaft mit seinem späteren Freund Oscar Wilde. Der gläubige Protestant Gide wurde zum Anbeter sinnlicher Schönheit. In einem ironischen Epitaph, den 1895 erschienenen "Sümpfen", verwarf er die ihm anerzogenen Ansichten. Seinem neu erworbenen Lebensgefühl verlieh er sinnlich-hymnischen Ausdruck in dem Band "Uns nährt die Erde" (1897), seinem ästhetischen Immoralismus in "Der Im-moralist" (1902), 1909 wurde er Mitbegründer der berühmten "Nouvelle Revue Francaise". Hier entdeckte er unter anderen Alain-Fournier, Cocteau, Roger Martin du Gard, Jules Romains, Jean Giraudoux. Im Jahre ihrer Gründung war Gide mit seiner Engen Pforte" der erste große Bucherfolg beschieden. Nach Jahren des Reisens erschienen 1914 die "Verliese des Vatikan", mit der zentralen Gestalt eines anderen Immoralisten, des Jungen Helden Lafcadio, der freien Willens einen Mord begeht, um sich seine Freiheit zu beweisen. Dieses Werk machte Gide zum erklärten Propheten der Jugend, während er von seinen Gegnern sogleich als ihr Verführer gebrandmarkt wurde. 1919 erschien seine später erfolgreich verfilmte "Pastoral-Symphonie" und 1926 sein hier wieder vorliegendes Meisterwerk "Die Falschmünzer", in dem er die Antinomie des Daseins, die Gegensätze von Fleisch und Geist, Person und Gesellschaft, Kunst und Wirklichkeit in unübertroffener, fast musikalischer Architektur gestaltete.
   Inhalt: Dieses Werk führt die im "Immoralisten" und in den "Verliesen des Vatikan" begonnene Linie fort, und Gide sagt von ihm selbst: "Meine früheren Bücher scheinen mir den künstlichen Wasserbächen der Parks vergleichbar zu sein, deren gefangenes Wasser aber ganz ohne Leben ist. Jetzt soll es fließen, das Wasser, seinem natürlichen Hange gemäß." Eine Fülle von Schicksalen zahlreicher, vorwiegend jugendlicher Personen ist um die Zentralgestalt des verführeriscnen Schriftstellers Edouard gruppiert, eines Romanschriftstellers im Roman, der ein Buch über die Falschmünzerei aller Art in der modernen Welt schreibt und ganz wider Willen in eine reale Affäre von Schülern, die falsches Geld in Kurs setzen, hineingezogen wird.
   Gides Leben stellt sich uns in dem autobiographischen Werk "Stirb und Werde" und in den Tagebüchern und Briefwechseln, über die ein ganzer Kosmos literarischer Zeitgenossen wandelt, aufs intimste in allen Konflikten dar.
Literatur über Gide:
  • E. R. Curtius: Die literarischen Wegbereiter des neuen Frankreich, 1920;
  • L. Schreiber: Leben und Denken im Werk von Andre Gide, 1933;
  • M. Hofmann: Der Moralist Andre Gide, 19J4; K. E. Seidenzahl: Darstellung und Kritik der französischen Gesellschaft bei Andre Gide, 1937;
  • M. Schäppi: Wesen und Formen der Selbstdarstellung im Jugendwerk Andre Gide's, Diss. Basel 1941;
  • K. Mann: Andre Gide, die Geschichte eines Europäers, Zürich 1948;
  • H. Uhlig: Andre Gide, 1948; P. Berger: Andre Gide, Mensch und Werke, 1949.