Autor Brod, Max rororo #341
  Tschechoslowakei
Titel Die Frau, nach der man sich sehnt
   
   
Umschlaggestaltung Rebhuhn, Werner
rororo Taschenbuch Ausgabe 341
   
Auflage(n) 1.-38. Tsd. 01/1960
58. Tsd. 12/1962
 
203 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Zsolnay, 1927
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Der Romancier und Kulturphilosoph Max Brod wurde am 27. 5.1884 in Prag als Sohn eines Bankbeamten geboren. Er studierte zunächst Jura, schlug dann die Beamtenlaufbahn ein, war eine Zeitlang beim tschechoslowakischen Ministerratspräsidium tätig, um sich schließlich der Literatur und dem Journalismus zuzuwenden. So arbeitete er ¦viele Jahre lang als Theater- und Musikkritiker in der Redaktion des «Prager Tagblatts». Seit 1912 spielt der Freund, Nachlaßverwalter, Biograph und Deuter Franz Kafkas eine wesentliche Rolle im Zionismus. Seine Hauptwerke sind Dichtungen der religiösen Besinnung und Kontemplation, darunter vor allem die berühmten «Tycho Brakes Weg zu Gott» (1916), der Renaissanceroman «Reu-beni, Fürst der Juden» (1925), «Galilei in Gefangenschaft» (1948), der Jesusroman «Der Meister» (1952) und «Armer Cicero» (1955). Brod gehörte zuerst der sogenannten «Prager Schule» an (Rilke, Werfel, Kafka), gelangte zum Expressionismus und erreichte endlich im Zei chen Grillparzers und Stifters einen bewußt österreichischen Stil. Neben lyrischen Werken wie «Tagebuch in Versen» (1910) und «Das Buch der Liebe» (1921) erzielten auch seine Theaterstücke «Abschied von der Jugend» (1912), «Die Fälscher» (1920) und «Klarissas halbes Herz» (1922) sowie die Bühnenbearbeitungen von Haseks «Schwejk» und Kafkas «Schloß» beträchtliche Erfolge. Werke wie «Ein tschechisches Dienstmädchen» (1909), «Franzi oder eine Liebe zweiten Ranges» (1922) und «Annerl» (1936), rororo Nr. 189, erweisen ihn als einen sozialkritischen Geist; einen breiten Leserkreis gewann er sich auch mit Romanen, die das Thema erotischer Verstrickung durchgeistigt abhandeln, so «Leben mit einer Göttin» (1923) und «Zauberreich der Liebe» (1928), die Brod als einen kundigen Theoretiker der Liebe zeigen.
Inhalt: Zu diesen - mit Goethe zu reden - «Produkten eines höchst leidenschaftlichen Zustandes» gehört auch der zuerst 1927 veröffentlichte Roman «Die Frau nach der man sich sehnt». In diesem aufwühlenden Werk bewahrt Brod sich als scharfsichtiger Seelenschilderer und Frauenkenner. Er läßt einen Kavalier der alten Schule sein Leben beichten, das ihn auf der Suche nach der einen, der einzigen Frau in viele Arme treibt. An wechselnden Schauplätzen, in Serbien, Berlin, Norditalien und Rom, begegnet der Held ganz verschiedenen Frauentypen: der unverstandenen, komplexbeladenen Ehefrau, der selbstlos-sanften Freundin, der exzentrisch Überspannten. Er findet an keiner Genüge und geht schließlich in Paris mittellos und ohne Geliebte zugrunde. Der Autor hat nicht nur den zahlreichen Orten der Handlung mit sicherer Feder ihr charakteristisches Kolorit gegeben, er verstand es auch, Liebesszenen mit ganz eigenem Reiz zu schildern.
     Bereits 1919 erhielt Brod in Prag den Staatspreis. Zwanzig Jahre später mußte er nach Palästina emigrieren, wo er heute als Dramaturg des berühmten Theaters «Habimah» lebt. Weitere zehn Jahre darauf wurde er als bewußter Repräsentant jüdischen Geistes, der sich jedoch durch Sprache, Erziehung, Lektüre, Kultur als dankbarer Freund des deutschen Volkes empfindet, mit dem Literaturpreis der Stadt Tel Aviv geehrt.