Autor Hergesheimer, Joseph rororo #398
  USA
Titel Der bunte Shawl
  The bright shawl
Übersetzung Cohen-Portheim, Paul
Umschlaggestaltung Kausche-Kongsbak, Eva
rororo Taschenbuch Ausgabe 398
   
Auflage(n) 1.-35. Tsd. 01/1961
 
153 Seiten
dt. Erstausgabe Reinbek: Rowohlt, 1928
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Der am 15. Februar 1880 als Nachkomme vermögender deutschschottischer Vorfahren geborene und am 25. April 1954 in New Jersey verstorbene Joseph Hergesheimer, der «Naturalist der Upper Ten» - wie man ihn einmal ironisch nannte -, erwarb sich vor allem Ruhm als eleganter Stilist und Erneuerer des historischen Romans innerhalb der zeitgenössischen Literatur Amerikas. Nach vorübergehendem Besuch der Universität versuchte er sich in Florenz und Rom als Musiker und Maler. Von dort brachte er den Sinn für das Farbige und Dekorative, für geschichtliche Romantik mit, der später seinen Stil prägen sollte. 1907 kehrte er resignierend in die Staaten zurück und widmete sich in der Bergeinsamkeit Virginias lange Jahre literarischen Studien und sorgfältigen Vorarbeiten für sein künftiges schriftstellerisches Werk. 1914 trat er, sogleich erfolgreich, mit einem ersten Roman «The Lay Anthony» an die Öffentlichkeit und ließ dann ein Vierteljahrhundert lang jährlich Roman um Roman folgen. Anders als die seiner Generation angehörenden, eher revolutionär gestimmten Sherwood Anderson, Jack London und Sinclair Lewis wich er in seinen Werken den sozialen Zeitproblemen aus und zog die feudalistische Vergangenheit vor. Mit Werken dieser Art wurde er Mitte der zwanziger Jahre auch in Deutschland bekannt: «Bergblut» (1915), ein Bild der rauhen Welt an der kanadisch-amerikanischen Grenze Anfang des 19. Jahrhundert; «Die drei schwarzen Bennys» (1917), eine Familienchronik aus den frühen Tagen der amerikanischen Eisen-und Stahlindustrie; «Der Steinbaum» (1931),die Geschichte von Einwanderern, die in Kentucky ansässig wurden. Seine Biographie des Bürgerkrieggenerals Sheridan ist ein glänzender historischer Essay. Wandte sich Hergesheimer einmal der Gegenwart zu, so suchte er Stoff in tropisch-exotischen Erlebnissphären, wie in «Cap Java» (1919) einem Bild der aufblühenden Kauffahrtei Neu-Englands, «Aphrodite» (1922), einem mittelamerikanischen Pflanzer-Roman, und «Tampico», (rororo Nr. 304), einer Liebesgeschichte zu Dritt vor dem Hintergrund des unbarmherzigen Kampfes um mexikanisches Erdöl. Die Faszination Kubas regte ihn zu einer Monographie Habanas an (1920). Besitzer eines schönen alten Hauses («From an Old House», 1925), Sammler von Antiquitäten und Stilmöbeln, lebte er im glänzenden Milieu der Geldaristokratie und der luxuriösen Welt, die er in eindrucksvollen Gesellschaftsromanen («Das Pariser Abendkleid», rororo Nr. 156) darstellte, immer bemüht um erzählerische Weite und Tiefe, um neue und interessante Inhalte.
Inhalt: Kuba ist der dramatische Schauplatz des hier vorliegenden Romans, jene Insel, die es vor Aufruhr und Verschwörung nicht zur Ruhe kommen läßt. Charles Abbott, ein junger, romantisch idealistischer Amerikaner, engagiert sich im Kampf Kubas gegen die spanische Herrschaft. Er verfällt nicht allein dem politischen Fieber der Insel, sondern auch der Faszination einer spanischen Tänzerin, die in der Revolution eine wichtige Rolle spielt. Ein Aufstand mißlingt. Abbotts Freunde werden umgebracht. Er selbst wird deportiert. Meisterhaft hat Hergesheimer es verstanden, seiner Geschichte die Glut und Wildheit der Insel zu verleihen und das Erregende des exotischen Klimas einzufangen.
Autobiographisches Material enthält sein Buch «The Presbyterian Child» (1923).