Autor Wilson, Angus rororo #422-423
  Großbritannien
Titel Späte Entdeckungen
  Anglo-Saxon attitudes
Übersetzung Koval, Alexander
Umschlaggestaltung Rebhuhn, Werner
rororo Taschenbuch Ausgabe 422-423
   
Auflage(n) 1.-35. Tsd. 05/1961
 
390 Seiten
dt. Erstausgabe Wiesbaden: Insel, 1957
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Angus Wilson wurde am 11. August 1913 in Bexhitt, Sussex, geboren. Seine Mutter kam aus Durban, und nach dem Ersten Weltkrieg ging die Familie für drei Jahre nach Südafrika. Nach der Rückkehr besuchte Angus die Westminster Schule und studierte am Merton College mittelalterliche Geschichte. Nach seiner Studienzeit wurde er Beamter in der Bibliothek des britischen Museums, eine Tätigkeit, die er nur für die Dauer des Krieges unterbrochen hat. Angus Wilson hat lange gezögert, sich als Schriftsteller zu versuchen; doch als dann, 1949, eine erste Sammlung Kurzgeschichten unter dem Titel «The Wrong Set» erschien, bestätigte ihm die starke Resonanz seine ungewöhnliche Begabung. Man sah in ihm einen Autor com Geiste Evelyn Waughs, und in der Folge rechtfertigte er die Hoffnungen, die in ihn gesetzt wurden. Wilson lebte vorwiegend unter Akademikern und Museumsangestellten, und seine besten Werke zeugen von der scharfsichtigen, unbestechlichen Beobachtung dieser Welt. Mit kaltblütiger Ironie deckt er die Schwächen seiner Gestalten auf und mißt sie an einer so hohen, freien Moral, daß sie kaum Chancen haben, zu bestehen. Er hat auf den Vorwurf, seinen Geschöpfen gegenüber grausam zu sein, entgegnet: «Ich bin der Meinung — und die wäre vielleicht anders, wenn ich religiös wäre —, daß das Leben für die meisten Menschen sehr schwierig ist, daß die meisten aber etwas Ordentliches daraus machen». Nach einem zweiten Band Stories «Such Darling Dodos» (1950) veröffentlichte Wilson 1952 seinen ersten Roman «Hemlock and After». Wilson arbeitete auch über «Emile Zola» (1952), den er neben Dickens sehr schätzt, und schrieb eine Satire auf die zwanziger Jahre: «For Whom the Cloche Tolls». Ein dritter Band Kurzgeschichten trägt den Titel «A Bit off the Map». «The Mulberry Bush» ist Wilsons bisher einziges Theaterstück.
Inhalt: Das vorliegende Buch wurde zuerst 1956 unter dem Titel «Anglo-Saxon Attitudes» veröffentlicht. Seine Hauptperson ist der Historiker Professor Gerald Middleton, ein Mann, der nie den Mut zu seinen Begierden hat und nie ohne Gewissensbisse seine kostspielige Bildersammlung erweitert — kurz, ein, wie der Autor meint, «höchst langweiliger Versager». Die Suche nach dem Grund dieses Versagens führt auf ein Ereignis aus dem Jahre 1912. Ein Freund Middletons hatte damals die archäologische Wissenschaft gefoppt und ein heidnisches Fruchtbarkeitssymbol in das Grab eines christlichen Bischofs gelegt. Middleton schwieg auch nach dem Tod des Freundes darüber, um dessen guten Ruf zu wahren. Aus dieser raffiniert gebauten Geschichte hat Wilson mit Brillanz und Sarkasmus ein kritisches Sitten- und Gesellschaftsbild der Gegenwart entwickelt, das bei aller eisigen Präzision dennoch durch seine tiefe Humanität gefangennimmt.